Brustkrebsmonat Oktober

Etwa jede achte Frau bekommt im Laufe ihres Lebens Brustkrebs. Circa 5-10% der Fälle von Brust- und Eierstockkrebs sind erblich bedingt. Wenn Sie den Verdacht auf eine familiäre Tumorerkrankung haben, können wir Ihnen helfen. Eine genetische Untersuchung kann zeigen, ob bei Ihnen eine krankheitsverursachende Veränderung vorliegt. Dies ist wichtig, um Ihr persönliches Risiko für die Erkrankung zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Früherkennung und Risikoreduzierung zu empfehlen.

Für betroffene Frauen kann das Ergebnis der genetischen Tests auch die Therapieplanung beeinflussen. Zudem ist es wichtig für andere Familienmitglieder, da die Veränderung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% vererbt werden kann. Auch Männer können an erblichen Formen von Brustkrebs erkranken. Ein unauffälliger Befund kann zudem viele Ängste und Sorgen nehmen.

Für wen ist eine genetische Sprechstunde und Diagnostik möglicherweise sinnvoll?

Ist mindestens eines der folgenden Kriterien aus der gleichen Linie einer Familie erfüllt, wird eine genetische Untersuchung angeboten:

  • mindestens 3 Frauen sind an Brustkrebs erkrankt
  • mindestens 2 Frauen sind an Brustkrebs erkrankt, davon 1 vor dem 51. Lebensjahr
  • mindestens 1 Frau ist an Brustkrebs und 1 Frau an Eierstockkrebs erkrankt
  • mindestens 2 Frauen sind an Eierstockkrebs erkrankt
  • mindestens 1 Frau ist an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt
  • mindestens 1 Frau ist mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt
  • mindestens 1 Frau ist mit 50 Jahren oder jünger an bilateralem (beidseitigem) Brustkrebs erkrankt
  • mindestens 1 Mann ist an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt

Trifft eine der aufgeführten Punkte auf Sie und Ihre Familie zu, machen Sie gerne ein telefonisches Erstgespräch bei uns aus.

Haben Sie Ihre Konstellation nicht gefunden oder möchten Sie diese präzisieren? Gerne können Sie auch die Checkliste zur Erfassung einer möglichen erblichen Belastung für Brust- und/oder Eierstockkrebs der deutschen Krebsgesellschaft downloaden und ausfüllen. Eine Risikoberatung ist bei uns ab ≥ 3 Punkten zu empfehlen.

Hier geht es zur Checkliste

Wie kann ich eine Diagnostik durchführen lassen?

Vereinbaren Sie zunächst ein telefonisches Erstgespräch für eine Stammbaumerhebung. Danach vergeben wir einen Termin für die genetische Beratung.

Wir beraten Sie in der genetischen Sprechstunde umfassend und nehmen Ihnen ggf. Blut für die Diagnostik ab

Wir veranlassen die genetische Diagnostik je nach Fragestellung in unserem Labor

Wir erstellen das genetische Gutachten und besprechen die weiteren Schritte

Wir sind für Sie da

Montag bis Donnerstag: 8.00 bis 18.00 Uhr
Freitag: 8.00 bis 16.00 Uhr

FAQs zum Thema Brust- und Eierstockkrebs

Für Ihre genetische Diagnosestellung benötigen wir die genaue Erhebung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) und die Erfassung von Erkrankungen, die in der Familie aufgetreten sind (Familienanamnese). Sehr wichtig ist die Erstellung eines Familienstammbaums. Daher ist es sehr hilfreich, wenn Sie sich vor der Beratung über die Gesundheitsvorgeschichte Ihrer Familie informieren. Wenn Sie ärztliche Vorbefunde haben, die Ihre Erkrankung oder die von Familienmitgliedern betreffen, sollten Sie diese unbedingt mitbringen. Dazu gehören Arztbriefe sowie ggf. Ultraschall-, Röntgen-, CT- und MRT-Befunde.

Die genetische Sprechstunde am genetikum erfolgt durch unsere speziell ausgebildeten Ärzte. In einem ausführlichen Beratungsgespräch klären wir gemeinsam mit Ihnen, ob für Sie eine genetische Diagnostik sinnvoll ist. Dabei ist es unser oberstes Ziel, Sie partnerschaftlich zu unterstützen. Deshalb nehmen wir uns viel Zeit, um alle relevanten Punkte detailliert zu besprechen. So können wir gemeinsam herausfinden, ob in Ihrem Fall weiterführende Untersuchungen notwendig sind. Für Ihre genetische Sprechstunde sollten Sie eine Stunde einplanen.

Die genetische Sprechstunde ist eine Gesundheitsleistung, die bei entsprechender Indikation von den Krankenkassen übernommen wird. Sollten Sie sich bezüglich Ihrer Indikation unsicher sein, fragen Sie einfach bei uns nach. Gesetzlich Versicherte können mit ihrer Versichertenkarte oder mit Überweisungsschein zum Beratungsgespräch kommen. Privat versicherte Patienten können vorab einen Kostenvorschlag zur Einreichung bei ihrer Krankenkasse anfordern.

Für die Entscheidung, ob bei einer betroffenen Frau mit Brust- oder Eierstockkrebs (oder einem Mann mit Brustkrebs) eine genetische Untersuchung von Risikogenen sinnvoll ist, ist es wichtig einen Stammbaum über 3 Generationen zu erheben, da es sogenannte Stammbaum-Kriterien gibt, die, wenn sie erfüllt sind, auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Brust- und Eierstockkrebs hinweisen.

Ist mindestens eines der folgenden Kriterien in der Familie erfüllt, wird eine genetische Untersuchung angeboten:

  • mindestens 3 Frauen an Brustkrebs erkrankt sind
  • mindestens 2 Frauen an Brustkrebs erkrankt sind, davon 1 vor dem 51. Lebensjahr
  • mindestens 1 Frau an Brustkrebs und 1 Frau an Eierstockkrebs erkrankt sind
  • mindestens 2 Frauen an Eierstockkrebs erkrankt sind
  • mindestens 1 Frau an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Frau mit 50 Jahren oder jünger an bilateralem Brustkrebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Mann an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind

(Quelle: S3-Leitlinie Mammakarzinom | Version 4.4 | Juni 2021)

Durchschnittlich jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Meist tritt dieser zufällig auf und ist nicht durch eine weitervererbte Mutation (Genveränderung) bedingt. Aufgrund der Häufigkeit von Brustkrebs sind oft innerhalb einer Familie mehrere Frauen betroffen. Jedoch liegt nur bei etwa 5 - 10% aller an Brustkrebs erkrankten Frauen eine erbliche Form von Brustkrebs vor. Hierbei besteht oft ein früheres Erkrankungsalter (vor dem 50. Lebensjahr) als bei sporadischen Brustkrebserkrankungen. In Familien, die die Stammbaumkriterien für eine genetische Diagnostik erfüllen und bei denen sich somit Hinweise für familiären Brustkrebs finden, lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 20 - 25 % eine sicher krankheitsverursachende Veränderung in den Hochrisiko-Genen BRCA1 oder BRCA2 nachweisen. Bei etwa 5% finden sich Mutationen in einer Anzahl weiterer, seltener Gene, wie z.B. RAD51C, RAD51D und CHEK2. Bei Tumoren, die durch eine Mutation der BRCA1- und BRCA2-Gene bedingt sind, besteht zudem ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung der bisher gesunden Brust. Auch das Risiko für Eier-stockkrebs ist dann erhöht und liegt zwischen 15 und 45%. Das Risiko für weitere Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs (beim Mann) kann ebenfalls erhöht sein.

Bei strikter Anwendung der Stammbaum-Kriterien für eine genetische Untersuchung lässt sich in etwa jeder fünften untersuchten Familie eine krankheitsauslösende Mutation nachweisen. Dagegen findet sich in vier von fünf Risikofamilien bislang keine Mutation in einem Risikogen. Für gesunde Angehörige aus Familien mit gehäuften Brust- bzw. Eierstockkrebserkrankungen ohne Mutationsnachweis besteht häufig ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko. In der genetischen Beratung erfolgt daher eine Risikoberechnung mit einem standardisierten Risikoberechnungsprogramm. Für die Risikoberechnung bei gesunden Frauen wird das standardisierte Programm CanRisk herangezogen. Eine gesunde Frau wird dabei in die Risikogruppe eingeordnet, wenn ihr 10-Jahres-Risiko für Brustkrebs ≥ 5% beträgt.

 

In Abhängigkeit von der Familiengeschichte werden die Core-Gene BRCA1, BRCA2, RAD51C, RAD51D, CHEK2, ATM, BRIP1, PALB2, TP53, CDH1, PTEN, BARD1 und STK11 untersucht. Zu Veränderungen in diesen Genen kann in der Mehrzahl der Fälle eine fundierte Aussage gemacht werden, sodass eine ausführliche und informative genetische Beratung und eine gezielte Empfehlung zum klinischen Vorgehen möglich werden.

Das Ergebnis der genetischen Erstuntersuchung liegt meist nach 1-2 Wochen vor. Weniger aufwändig ist eine genetische Untersuchung, wenn in der Familie bereits eine krankheitsauslösende Mutation bekannt ist. Dann wird ausschließlich untersucht, ob diese Mutation vorliegt oder nicht. Eine solche Untersuchung dauert ebenfalls 1-2 Wochen.

Mutationen in den Hochrisiko-Genen BRCA1 und BRCA2 gehen mit einem hohen Lebenszeitrisiko für Brust- (ca. 40-85%) und Eierstockkrebs (ca. 15-45%) einher. Bei bereits an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankten Frauen ist das Risiko für eine erneute Erkrankung erhöht, und zwar in Abhängigkeit vom Alter bei der Ersterkrankung. Für Männer liegt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken bei etwa 1-8%. BRCA-Mutationen gehen auch mit einem etwas erhöhten Risiko für weitere Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs und Hautkrebs (Frauen und Männer) sowie Prostatakrebs (Männer) einher. Mutationen in den anderen, seltener veränderten Genen können je nach Gen ein moderates bis hohes Lebenszeit-Erkrankungsrisiko für Brustkrebs und/oder für Eierstockkrebs verursachen. Einige dieser Gene sind auch mit Krebsrisiken in anderen Organen assoziiert.

Ein Mutationsnachweis kann Auswirkungen auf die Therapieplanung haben (z. B. Umfang der Operation, Wahl der Chemotherapie, ggf. Einsatz von PARP-Inhibitoren). Die Teilnahme an einem intensivierten Früherkennungsprogramm und Durchführung von vorbeugenden Operationen wird in Abhängigkeit davon empfohlen, in welchem Gen die Mutation nachgewiesen wurde und mit welchen Risiken zu rechnen ist. Das intensivierte Früherkennungsprogramm für Brustkrebs beinhaltet neben Brustultraschall und Mammographien auch jährliche MRT-Untersuchungen der Brust. Hierdurch können über 80 von 100 Brustkrebserkrankungen in einem frühen Stadium diagnostiziert werden. Für Mutationsträgerinnen der Hochrisikogene BRCA1 und BRCA2 kommt zur Risikoreduktion auch die vorbeugende Entfernung des Brustdrüsengewebes und/oder der Eierstöcke in Betracht. Bei Genveränderungen in den moderaten Risikogenen sind vorbeugende Operationen der Brüste nur in Einzelfällen indiziert, ggf. wird bei erhöhtem Eierstockkrebsrisiko – je nach Gen – jedoch eine vorbeugende Entfernung der Eierstöcke empfohlen. Einer solchen Entscheidung sollte eine intensive interdisziplinäre Beratung in spezialisierten Zentren vorausgehen, die die Ratsuchenden in die Lage versetzen soll, die für sie richtige Entscheidung zu treffen.

Das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs empfiehlt ein engmaschiges Früherkennungsprogramm für Brustkrebs mit Ultraschall und MRT der Brust sowie Mammographien. Diese Untersuchungen werden risikoadaptiert in Abhängigkeit des individuellen Erkrankungsrisikos für Brustkrebs und des Lebensalters angeboten (zum Beispiel BRCA-Mutationsträgerinnen, Trägerinnen von Mutationen in moderaten Risikogenen, Frauen mit statistisch erhöhtem Brustkrebsrisiko). Die Untersuchungen sollen möglichst in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Die Kosten werden von den Krankenkassen getragen.

Bei Frauen mit einer BRCA-Mutation wird aktuell folgendes Früherkennungsprogramm empfohlen:

  • Beginn: im Alter von 25 Jahren oder 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie, wenn in der Familie Brustkrebs bereits im Alter von unter 30 Jahren aufgetreten ist.
  • Ende: bis zur Vollendung des 50. Lebensjahrs und längstens bis zur Vollendung des 70. Lebensjahrs oder bis zu einer sehr guten Beurteilbarkeit in der Mammographie, danach Entlassung in die Regelvorsorge
  • MRT: einmal jährlich während des gesamten Vorsorgezeitraums
  • Mammographie: alle 1 bis 2 Jahre ab einem Alter von 40 Jahren
  • Ultraschall: alle 6 Monate

Auch Männer können an Brustkrebs erkranken, das Risiko ist jedoch deutlich geringer als bei Frauen. Männer mit einer Mutation im BRCA2-Gen haben ein Risiko von ca. 7% an Brustkrebs zu erkranken, bei einer Mutation im BRCA1-Gen liegt das Risiko bei 1% für eine Brustkrebs-Erkrankung. Das Risiko für Männer ohne Mutation liegt dagegen lediglich bei ca. 0,1%. Männer mit einer BRCA-Mutation haben auch erhöhte Risiken für die Entstehung von Prostatakrebs, Bauch-speicheldrüsenkrebs und Hautkrebs. Männer mit einer BRCA-Mutation werden regelmäßige Tastuntersuchungen der Brust ab dem Alter von 30-35 Jahren mit jährlicher Tastuntersuchung durch einen Arzt empfohlen sowie ggf. ein früherer Beginn der Prostatakrebsfrüherkennung.

Mutationen in mit Brustkrebs assoziierten Genen können sowohl von der Mutter als auch vom Vater ererbt werden. Ist die Mutter oder der Vater Träger der Mutation, vererben sie jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Mutation an alle ihre Töchter oder Söhne weiter. Männer, die eine Mutation vererbt bekommen, tragen ein geringeres Krebsrisiko als Frauen. Sie können die Mutation aber an ihre Töchter vererben, die dann im Falle einer BRCA-Mutation wiederum hohe Erkrankungsrisiken für Brust- und Eierstockkrebs haben.